Bewegung
Hatten Neandertaler Osteoporose?
Da die Neandertaler, unsere unmittelbaren Vorläufer im Verlauf der Evolution, in deren Lebensepoche gewiss viel wichtigere Probleme wie ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser etc., zur Bewältigung des täglichen Lebens zu bewältigen hatten, war die Osteoporose bei diesen sicher kein vordringliches Problem.
Aufgrund der statistisch viel geringeren Lebenserwartung haben die Neandertaler ihre mögliche Osteoporose wohl auch gar nicht erst erlebt! Hier geht es aber um einen anderen Aspekt! Einer etwas obskuren Studie zufolge, haben sich die Neandertaler (oder andere Urmenschen) täglich rund 40km zu Fuß fortbewegt (auf der Suche nach Nahrung, auf der Jagd oder auf der Flucht vor Feinden wie z.B. dem Säbelzahntiger etc.).
Unser Muskel-Skelett-Apparat musste während der Evolution daher immer mehr optimiert werden, um unseren Urahnen diese Leistungen zu ermöglichen und deren Überleben zu sichern – und damit auch unser Überleben überhaupt erst möglich zu machen.
Der moderne Mitteleuropäer kommt statistisch nur noch auf eine tägliche Wegstrecke zu Fuß von ca. 1,5 bis 2km – nur rund ein Zwanzigstel (!) davon! Damit einher geht aber eine massive Unterforderung von Muskeln und Skelett, die nicht nur für die Zunahme der Osteoporose, sondern auch für viele andere sog. Zivilisationskrankheiten mit verantwortlich sein dürften.
· Die Bewegung macht’s
Tatsächlich ist es neben Hormonen, Calcium und Vitamin D vor allem die Bewegung, welche den Knochen erhält. Ein echter Knochenaufbau wird in erster Linie über eine Belastung des Knochens durch die Muskeln bewirkt. Ohne Muskeltätigkeit ist kein echter Knochenaufbau möglich. Dies funktioniert über eine besondere Art von Zellen, die während des ständigen Knochenumbaues (das erwähnte Remodeling) in den Knochen eingebaut werden.
Ähnlich wie die Nervenzellen sind diese „Osteozyten“ über lange Ausläufer im gesamten Skelett untereinander verbunden und registrieren alle über die Muskeltätigkeit vermittelten Belastungen auf den Knochen. Diese Zellen fungieren also als eine Art Bewegungsmelder und stimulieren letztlich den Knochenaufbau. Übrigens entstehen diese Osteozyten aus ehemaligen Osteoblasten („knochenbildende Zellen“), von denen während des Remodelings immer einige in Osteozyten umgewandelt werden.
Besonders Laufen, schnelles Gehen (Powerwalking), Fitnesstraining, Tanzen oder Aerobic etc. halten den Knochen stabil, weniger effektiv bezüglich der Stimulierung eines Knochenaufbaues dagegen sind z.B. Schwimmen und Radfahren (die aber durchaus natürlich als Konditions- oder Herz-/Kreislauftraining ihre Bedeutung haben). Immer mehr verdichtet sich heute die Erkenntnis, dass das Skelett und das Muskelsystem nicht als zwei verschiedene Organe aufgefasst werden sollten, sondern vielmehr als ein komplexes Muskuloskelettales System. Daher ist es eigentlich nicht mehr gerechtfertigt, die Osteoporose nur als eine isolierte Knochenerkrankung zu sehen.
Leider wird in der gängigen Osteoporosebehandlung diesem Aspekt immer noch viel zu wenig Beachtung geschenkt und es existieren bedauerlicherweise immer noch viel zu wenig Einrichtungen, welche der Bewegungstherapie, der Osteoporosegymnastik oder dem Seniorensport den ihnen gebührenden Anteil an der Behandlung aber auch bei der Vorsorge dieser Krankheit einräumen.