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Osteoporose

Hier schwanken die Zahlen etwas, je nach Qualität der Zahlen in den verwendeten Statistiken. Derzeit schätzt man die Anzahl der von der Osteoporose betroffenen Personen nur in Deutschland schon auf 8-10 Millionen. Schon heute sind für die Behandlung allein der Oberschenkelhalsbrüche mehr Krankenhaus-Bettentage zu finanzieren, als für Herzinfarkt und Schlaganfall zusammen.

Damit gehört die Osteoporose zu den teuersten Erkrankungen für das Gesundheitswesen überhaupt! Fast zwei Millionen Frauen und nahezu eine Million Männer haben bereits Wirbelbrüche erlitten, und nach neuen Erhebungen treten in Deutschland jedes Jahr 150.000 neue Oberschenkelhalsbrüche auf – Tendenz steigend (Zahlen: Prof. Helmut Minne, 2002)! Diese Zahlen stellen auch eine außerordentliche finanzielle Belastung für unser ohnehin schon marodes Gesundheitswesen dar.

 

 

· WirbelbrücheOsteoporose, Osteoporosezentrum München, Dr. med. Radspieler, Häufigkeit, Wirbelbrüche

Die folgende Tabelle zeigt die Zunahme der Wirbelbrüche abhängig vom Lebensalter. Auffallend ist der starke Anstieg ab dem 55. Lebensjahr, der überwiegend durch die Zunahme osteoporotischer Wirbelbrüche bedingt ist.

Zwischen dem 15. und 55. Lebensjahr bleibt die Anzahl der Wirbelbrüche (hier meist als Folge von Unfällen) noch ziemlich konstant, davor sind diese eher selten.

Weltweit wird die Anzahl der von Wirbelbrüchen betroffenen Menschen auf ca. 75 Millionen geschätzt. In Europa hat annähernd jede 5. Frau über 50 Jahre schon einen oder mehrere Wirbelbrüche durchlebt, wobei vielen das aber gar nicht bewusst ist (sog. stumme Wirbelbrüche). Eine große Studie (EPOS-Studie) hat ergeben, dass bei den ca. 18,5 Millionen deutschen Frauen über 45 Jahre pro Jahr an die 75.000 neue Wirbelbrüche auftreten, was bedeutet, dass statistisch alle 7 Minuten irgendeine deutsche Frau über 45 Jahre einen neue Wirbelbruch erleidet!
· OberschenkelhalsbrücheOsteoporose, Osteoporosezentrum München, Dr. med. Radspieler, Häufigkeit, Schenkelhalsbrüche

Die starke Zunahme der Oberschenkelhalsbrüche ist vor allem auch durch die höhere Lebenserwartung bedingt. Mit der zunehmenden Zahl hochbetagter Menschen über 80 Jahre sind natürlich auch eine stärkere Verbreitung der Osteoporose und damit noch mehr Oberschenkelhalsbrüche zu erwarten, insbesondere wenn nicht schnell effektive und flächendeckende Maßnahmen ergriffen werden.

Neben der Osteoporose spielen natürlich auch das erhöhte Sturzrisiko dieser hochbetagten Menschen aufgrund abnehmender Muskelkraft und Muskelkoordinationsfähigkeit, Medikamenteneinnahme (wie z.B. Schlafmittel oder zentral wirksame Schmerzmittel), Sehschwäche mit damit verbundener Gangunsicherheit und andere Einschränkungen eine wichtige Rolle. Nationale und internationale Gesundheitsorganisationen sowie die Fachgremien der WHO gehen von einer besorgniserregenden bis dramatischen Zunahme der Oberschenkelhalsbrüche von ca. 900.000 im Jahre 1990 bis ca. 3,3 Millionen im Jahre 2050 weltweit aus, wie folgende Grafik verdeutlicht:

 

Die Osteoporose ist somit ein weltweites Problem! Dies ist um so schlimmer, als durch Früherkennung und rechtzeitige Vorsorge ein beträchtlicher Teil dieser zu erwartenden Oberschenkelhalsbrüche verhindert werden könnte. Andererseits waren diese alarmierenden Zahlen mit ein Grund dafür, dass die WHO das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zum Jahrzehnt der Gelenke und des Knochens (“Decade of Joint and Bone”) ausgerufen hat. Fristete die Osteoporose bis vor kurzem noch eher ein Dasein als Mauerblümchen im Schatten der “viel wichtigeren” Krankheiten wie Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall, zu hohe Blutfette etc. und wurde sie nicht selten mehr nebenbei von Frauenärzten, Orthopäden oder Hausärzten mitbehandelt, lässt die “Aufwertung” dieser Krankheit zumindest eine gewisse Hoffnung keimen, dass die tatsächliche Zunahme der Oberschenkelhalsbrüche vielleicht doch weniger dramatisch ausfallen wird. Dazu wären aber nationale und internationale Gesundheitsprogramme nötig, ähnlich den Anstrengungen, die z.B. zur Ausrottung der Pocken geführt haben.

 

· BedeutungOsteoporose, Osteoporosezentrum München, Dr. med. Radspieler, Häufigkeit, Krankheitsereignisse

In der folgenden Tabelle ist die Häufigkeit ausgewählter krankhafter Ereignisse innerhalb eines Jahres im Vergleich bei Frauen in den Wechseljahren (postmenopausal) gegeneinander aufgetragen. In der Rubrik Knochenbrüche sind dabei alle Knochenbrüche gemeint, in der Rubrik “Herz-/Kreislauf” die Anzahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Dabei zeigt sich ganz deutlich, dass der osteoporotische Wirbeleinbruch nach wie vor völlig unterschätzt wird, ist er zahlenmäßig doch häufiger als Herzinfarkt, Schlaganfall und Brustkrebs zusammen.

 

· Ausblick

Aufgrund dieser Zahlen ist schon jetzt abzusehen, dass die Osteoporose in naher Zukunft zu einem gravierenden sozialen Problem werden wird, welches unsere Gesellschaft mit Sicherheit vor tiefgreifende Belastungen stellt. Da die fortgeschrittene Osteoporose bis heute nicht wirklich heilbar – jedoch vermeidbar – ist, kommen der Früherkennung und einer rechtzeitigen Vorsorge entscheidende Bedeutung zu. Die Osteoporose ist natürlich eine Krankheit vor allem des älteren Menschen, da die Wirbelbrüche ja meist erst nach dem 55. und die Oberschenkelhalsbrüche meist erst nach dem 70. Lebensjahr auftreten.

Und wer macht sich im Alter von 40 Jahren schon Gedanken was mit 60 oder gar 70 passiert? Unsere Lebenserwartung steigt aber ständig weiter an und wird bereits in wenigen Jahren 90 Jahre und mehr betragen. Das heißt im Klartext, dass jemand, der z.B. im Alter von 72 Jahren einen Oberschenkelhalsbruch erleiden wird, noch rund 20 Jahre mit einer massiv eingeschränkten Lebensqualität und in permanenter Abhängigkeit von anderen zurechtkommen muss – das ist immerhin fast ein Viertel der gesamten Lebenszeit!